Volksgruppen und Sprachen in Burma

Offiziell sind im Land acht “grosse ethnische Rassen” (major ethnic races) und 135 “Volksgruppen” (ethnic groups) anerkannt. Die acht Rassen entsprechen den sieben ethnischen Gliedstaaten der Union, Mon, Karen (Kayin), Karenni (Kayah), Arakan (Rakhine), Chin, Kachin und Shan, plus Burmesen. Die von der Militärregierung nach dem Putsch 1962 zusammengestellte Liste der Volksgruppen ist höchst umstritten und entbehrt jeder ethnologischen Grundlage. Bezeichnend sind auch die nicht gelisteten Gruppen, die offiziell nicht existieren: Rohingya, Gorakha, Chinesen, Inder, Anglo-Burmesen, neben einigen anderen. Angehörige dieser nicht offiziell anerkannten Gruppen werden entweder einer anderen Gruppe zugeordnet oder haben kein Recht auf Staatsbürgerschaft, wie im Fall der Rohingya. Letztere werden von den Staatsmedien (und von Aung San Suu Kyi) generell als “Bangla Muslim” bezeichnet um zu unterstreichen, dass sie aus Bangladesch stammen und keine “echten Myanmars” sind. Der Name Rohingya bezieht sich auf den Gliedstaat Arakan (Rakhaing/Rakhine), in dem die Mehrheit der Rohingya seit Jahrhunderten siedelt. 

Unabhängig von der offiziellen Liste beheimatet Burma eine grosse Zahl verschiedener Kulturen und Sprachen, von denen viele durch Assimilation an die Mehrheitskultur bedroht sind. Während einige Sprachen wie Mon, Khün und Shan seit Jahrhunderten eine eigene Schrift kennen und andere, z.B. Karen, Chin und Kachin, durch christliche Missionare im 19. Jahrhundert verschriftlicht wurden, bemühen sich andere Gruppen erst seit kurzem um eine Verschriftlichung ihrer Sprachen. Die Möglichkeit der schriftlichen Überlieferung wird als wichtiges Instrument für den Erhalt einer eigenständigen Kultur betrachtet und verdient deshalb besondere Förderung. Volksgruppen, welche seit einigen Jahren an einer Orthographie für ihre Sprachen arbeiten, sind zum Beispiel die Palaung und Pa-O, beide im Shanstaat. Andere, wie die Htanaw, eine kleine Gruppe von ca. 5000 Personen im Shanstaat, haben erst in jüngster Vergangenheit mit koordinierten Bemühungen einer Verschriftlichung begonnen.